Treiber der Arbeitgeberattraktivität – Was wirklich zählt

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Arbeitgeberattraktivität hängt von zahlreichen Einflussfaktoren ab, die vielfältig miteinander verbunden sind und sich im Zeitablauf verändern. Um dennoch die wesentlichen Treiber zu bestimmen, die maßgeblichen Zusammenhänge zu identifizieren und die Arbeitgebermarkenführung (Employer Branding) damit zu erleichtern, vertraut KHRC auf Wirkungsmodelle. Mit dieser Methodik entwickelt ein interdisziplinäres Team aus dem Unternehmen in drei Schritten (Skizzieren – Ergründen – Simulieren) ein individuelles Modell der Arbeitgeberattraktivität, das einerseits die Komplexität der Einflüsse signifikant reduziert. Das gleichzeitig aber nicht übersimplifiziert, also die entscheidenden Zusammenhänge realitätsnah abbildet. Durch die Simulationsfähigkeit lassen sich Szenarien für steuernde Eingriffe ebenso entwerfen wie für externe Schocks.

In diesem Beitrag lesen Sie, wie das geht.

 Die Frage nach den Treibern der Arbeitgeberattraktivität ist im wahrsten Sinne des Wortes komplex.

Klienten, für die wir bei KHRC Arbeitgebermarken entwickeln, fragen uns häufig „Was macht uns denn nun wirklich als Arbeitgeber attraktiv.“ Diese Frage lässt sich nicht grundsätzlich beantworten. Und sie ist auch nicht einfach zu beantworten. Bei der Arbeitgeberattraktivität handelt es sich nämlich im wahrsten Sinne des Wortes um ein komplexes Phänomen. Das heißt, die Arbeitgeberattraktivität wird von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Zudem hängen diese Einflussfaktoren untereinander zusammen. Anders formuliert: Sie stehen miteinander in Wechselwirkungen. Und als wäre das nicht schon kompliziert genug, verändern diese Einflüsse und Zusammenhänge sich auch noch im Zeitablauf. Spätestens hier überschreiten wir nun die Schwelle von der bloßen Kompliziertheit zur Komplexität.

Das stellt uns beim Beantworten der Ausgangsfrage vor eine Reihe von Herausforderungen. Wir müssen die wirklich relevanten Treiber der Arbeitgeberattraktivität herausfiltern. Wir müssen herausfinden, wie sich diese Treiber zueinander verhalten, welche Rolle sie im Kontext Arbeitgeberattraktivität spielen. Wir müssen identifizieren, welche Zusammenhänge die Arbeitgeberattraktivität maßgeblich prägen (80/20-Regel). Und wir müssen all das dann für eine zielgerichtete Arbeitgebermarkenführung nutzbar machen.

Die Kunst besteht also darin, Komplexität so zu reduzieren, dass keine wesentliche Information verloren geht.

Dazu bauen wir in solchen Fällen ein Modell der Arbeitgeberattraktivität und nutzen dabei die Methodik der Wirkungsanalyse. Bei dieser Methodik strukturiert ein cross-funktionales und hierarchieübergreifendes Team – eine komplexe Fragestellung so, dass anschließend nicht nur nachvollziehbare Aussagen zu dieser Frage möglich sind, sondern auch Vorhersagen darüber, welche Wirkungen in dem untersuchten System in bestimmten Situationen auftreten. Es geht also darum, ein Modell zu entwickeln, das die Komplexität der Wirklichkeit reduziert und vereinfacht, aber die entscheidenden Faktoren und deren Zusammenhänge dennoch realitätsgerecht abbildet.

Die Wirkungsanalyse orientiert sich an fünf Prinzipien

Ganzheitliche Perspektive

Das untersuchte System soll ganzheitlich betrachtet werden. Deshalb werden interne und externe Faktoren in das Modell einbezogen. Auf die willkürliche Bildung von separaten Clustern, Gruppierungen und ähnlichem wird bewusst verzichtet.

Konzentration auf das Wesentliche

In der Wirkungsanalyse werden konsequent und systematisch die 20 – 40 Faktoren identifiziert, die mehr als 80% der Einflussgrößen des betrachteten Systems erklären. Im Ergebnis bedeutet dies „komplexitätsgerechte Reduktion“.

Beteiligung vielfältiger Interessengruppen

Um eine ganzheitliche Perspektive sicherzustellen, werden Experten und Verantwortliche aus allen Bereichen des zu untersuchenden Systems einbezogen. So werden „blinde Flecken“ vermieden.

Visualisierung

Ergebnisse werden bei allen Arbeitsschritten in graphischen Darstellungen festgehalten. Damit haben die Beteiligten alle Ergebnisse stets „vor Augen“.

Kontinuierliche Verbesserung

Die Wirkungsanalyse folgt definierten Prozessschritten. Die Ergebnisse vorangegangener Schritte können aber jederzeit überarbeitet, konkretisiert und weiterentwickelt werden. So kommt man nicht erst am Ende zu „abschließenden Ergebnissen“, sondern schon zu Beginn entstehen erste verwertbare (und kommunizierbare) Resultate.

Ein solches Wirkungsmodell wird in zwei halbtägigen und einem ganztägigen Workshop erarbeitet.

 Ein Wirkungsmodell entsteht in drei Schritten: Skizzieren – Ergründen – Simulieren

Schritt 1: Skizzieren

Im ersten (halbtägigen) Workshop liefern spontane, assoziative Zurufe der Teilnehmer*innen auf die Frage „Welche wesentlichen Faktoren müssen wir bei der Arbeitgeberattraktivität im Blick haben?“ den Input für eine erste, grobe Skizze der Zusammenhänge (s. Abb. 1).

Abbildung 1: Skizze der Einflussfaktoren auf die Arbeitgeberattraktivität und deren Zusammenhänge

 

 Die Einflüsse auf die Arbeitgeberattraktivität sind vielfältig.

Im Laufe der Jahre haben wir Wirkungsmodelle zur Arbeitgeberattraktivität mit zahlreichen Unternehmen und Organisationen unterschiedlicher Größenordnung aus Wirtschaft, Kirche und Kultur erarbeitet. Die Ergebnisse machen deutlich: Die Wirkungen und Einflüsse sind weitreichend. Sie reichen von Faktoren wie

  • der Qualität des Sourcing,
  • dem Führungsverhalten oder
  • den Aktivitäten von HR-Marketing und Unternehmenskommunikation

bis hin zu übergeordneten Themen, wie

  • der Standortattraktivität
  • der Unternehmensreputation und
  • der Verfügbarkeit von Arbeitskräften,

Schritt 2: Ergründen

Im zweiten (ganztägigen) Workshop werden die Einflüsse bestimmt, die jeder einzelne Faktor auf alle anderen Faktoren ausübt. Hierzu bilden die Teilnehmer*innen des Workshops einen Konsens über die Richtung der Wirkungen:

  • gleichgerichtet (positiv) mehr von Faktor A bewirkt mehr von Faktor B
  • entgegengerichtet (negativ) mehr von Faktor A bewirkt weniger von Faktor B und über deren Intensität
  • Keine Wirkung (0) Faktor A wirkt nicht direkt auf Faktor B
  • Unterproportionale Wirkung (1) Faktor A muss sich sehr stark verändern, damit Faktor B sich leicht verändert
  • Proportionale Wirkung (2) eine Veränderung von Faktor A bewirkt eine etwa gleich starke Veränderung von Faktor B
  • Überproportionale Wirkung (3) Faktor A muss sich nur leicht verändern, damit Faktor B sich stark verändert

Hierbei geht es nicht um die Wichtigkeit von Einflussfaktoren, sondern immer um die Wirkung. Die Frage lautet z.B.: Wie stark wirkt der Faktor „Work-Life-Balance“ auf die „Mitarbeiterzufriedenheit“? usw. Im Wirkungsmodell zeigt sich eine überproportionale Wirkung, die mit der Zahl 3 abgebildet wird (s. Abb. 2, erste Spalte, Faktor 4).

 In den Workshops entsteht ein gemeinsames Verständnis unter den Teilnehmer/innen

Im Verlauf der Diskussion wird herausgearbeitet, was unter jedem der Faktoren genau zu verstehen ist. So entsteht eine Einflussmatrix, aus der wir ableiten können, wie sich die einzelnen Faktoren im Gesamtzusammenhang verhalten (s. Abb. 2). Auf den ersten Blick wirkt die Matrix recht kompliziert, sie ist aber sehr einfach zu verstehen und zu gestalten. Dazu müssen nur wenige „Spielregeln“ eingehalten werden. Dafür sorgt die entsprechende Moderation.

Abbildung 2: Einflussmatrix des Wirkungsmodells „Arbeitgeberattraktivität“

 Steuerungshebel und Indikatoren für die Arbeitgeberattraktivität werden zuverlässig bestimmt.

Zu den aktiven Faktoren, und damit zu den wirksamen Steuerungshebeln für die Arbeitgeberattraktivität zählen u.a.:

  • die Sicherheit des Arbeitsplatzes
  • die Attraktivität von Arbeitsaufgaben und -bedingungen
  • die Marktgerechtigkeit der Vergütung

Zu den reaktiven Faktoren, und damit zu den aussagekräftigen Messfühlern über die Arbeitgeberattraktivität gehören u.a.:

  • die Qualität der Bewerber
  • die Medienresonanz
  • die Multiplikatorwirkung bestehender und ehemaliger Mitarbeiter*innen (Markenbotschafter)

Schritt 3: Simulieren

Im dritten Workshop -wieder halbtägig- entwickeln die Teilnehmer*innen ein simulationsfähiges Modell der Arbeitgeberattraktivität. Dazu werden zunächst die wichtigsten Wirkungen zwischen den Faktoren abgebildet. Sie können dabei hinsichtlich ihrer Richtung (gleichgerichtet / entgegengerichtet) und ihrer Intensität differenziert werden. Die Richtung wird durch die Art der Verbindungslinie angezeigt, die Intensität durch die Stärke der Verbindungslinie. Darüber hinaus lässt sich modellieren, ob eine Wirkung unmittelbar eintritt oder mit Zeitverzögerung (s. Abb. 3).

 Abbildung 3: Richtung und Intensität der Wirkungen und ihre Darstellung im Wirkungsmodell

Gesamtmodelle liefern einen Überblick aus der „Vogelperspektive“.

Das so entstandene Gesamtmodell ist wirklichkeitsnah, reduziert aber die tatsächlich vorhandene Komplexität signifikant. Zudem bietet es einen sehr guten Überblick aus der „Vogelperspektive“ (Abb. 4 zeigt beispielhaft ein Gesamtmodell, das wir mit den HR-Verantwortlichen aus 15 unterschiedlichen Unternehmen entwickelt haben, gewissermaßen ein „generisches Modell“; die Einflussfaktoren sind von 1 bis 38 durchnummeriert).

Abbildung 4: Beispiel für ein Gesamtmodell

 Teilszenarien liefern fundierte Antworten auf detaillierte Fragestellungen

Aus diesem Gesamtmodell lassen sich Teilszenarien ableiten, an denen die Arbeitsgruppe im nächsten Schritt arbeitet. In diesen Teilszenarien werden Ausschnitte aus dem Gesamtmodell ausgekoppelt, die aus 5 bis 15 Faktoren bestehen können. Damit werden Wirkfaktoren sichtbarer und führen zu weiterführenden Fragestellungen, die dadurch eingehender untersucht werden können. In Teilszenarien können auch zusätzliche Faktoren eingeführt bzw. einzelne Faktoren weiter detailliert werden. Beispiele für Teilszenarien, die wir bei Modellierungen zur Arbeitgeberattraktivität entwickelt haben, beziehen sich unter anderem auf:

  • Mitarbeiter*innenzufriedenheit
  • Wettbewerberaktivitäten
  • Unternehmenskultur
  • Wirtschaftliches und gesellschaftliches Umfeld

Das Teilszenario „HR-Marketing – Online-Marketing“ (s. Abb. 5; die im Teilszenario betrachteten Einflussfaktoren sind mit Buchstaben A-N geordnet) wurde entwickelt, um zu simulieren, wie sich der Mix aus klassischem HR-Marketing und Online-Marketing optimieren lässt.

 Abbildung 5: Teilszenario „HR-Marketing – Online-Marketing“

 Mögliche Entwicklungen lassen sich in Szenarien simulieren

Dazu werden die möglichen Ausprägungen jedes Faktors auf einer Skala abgebildet (skaliert) sowie Optimal- und Grenzwerte festgelegt. Die Wirkungen zwischen den Faktoren werden ebenfalls modelliert. Es wird also abgebildet, wie sich bspw. intensivere Aktivitäten der Wettbewerber im Arbeitsmarkt auf die eigenen HR-Marketing-Aktivitäten auswirken. Die Stärke dieser Wirkung hängt davon ab, wie intensiv die Aktivitäten bereits sind. D.h. sind die Wettbewerber im Arbeitsmarkt aktuell nur wenig aktiv und steigern nun ihre Marketingaktivitäten, fällt die eigene Reaktion möglicherweise eher verhalten aus. Ist das Aktionsniveau auf dem Arbeitsmarkt aber bereits hoch, und nun legen die Wettbewerber nochmals nach, wird man die eigenen HR-Marketingaktivitäten ggf. massiv steigern, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Um solche Zusammenhänge abbilden zu können, lassen sich mit Hilfe von Tabellenfunktionen, Wirkungen in Abhängigkeit von der Ausgangssituation modellieren.

So können bspw. mit dem Teilszenario „Wettbewerberaktivitäten“ (s. Abb. 6) die Reaktionen von Wettbewerbern auf eigene HR-Kommunikationsmaßnahmen ebenso simuliert werden, wie die Auswirkungen der Aktivitäten von Wettbewerbern auf die eigene Positionierung als attraktiver Arbeitgeber. Zu erkennen sind hier an den Verbindungslinien die Tabellenfunktionen für jeden Wirkungszusammenhang. Außerdem sind die Skalierung der Faktoren und ihre aktuelle Ausprägung zu sehen, die sich im Verlauf der Simulation verändern (Abb. 6; die in der Simulation betrachteten Einflussfaktoren sind mit Buchstaben A-H geordnet).

 Abbildung 6: Teilszenario „Wettbewerberaktivitäten“

 Mit den Simulationsmodellen lassen sich Reaktionen sowohl auf steuernde Eingriffe als auch auf Schocks aus der Umwelt simulieren. Folgenabschätzungen werden so zuverlässiger, Entscheidungen belastbarer.

Wirkungsanalyse – Eine pragmatische, inspirierende und praxisnahe Arbeitsweise

Die Mitwirkenden beim Aufbau von Wirkungsmodellen zur Arbeitgeberattraktivität bekunden, dass sie dabei ein solideres Verständnis der Zusammenhänge für die Arbeitgebermarkenführung (Employer Branding), ihre Funktionsweise und ihre Steuerungsmöglichkeiten entwickeln. Zudem bildet sich untereinander ein gemeinsames Verständnis der wesentlichen Faktoren und Zusammenhänge heraus. Rückblickend erweist sich die Methodik als einfach zu handhaben, pragmatisch und praxisnah. Die Arbeitsweise wird von allen Mitwirkenden als kreativ, impulsgebend und inspirierend bezeichnet.

Autor:
Dario Schuler ist Partner von KHRC. Sie erreichen ihn unter dario.schuler@khrc.de
Dario Schuler

 

 

 

 

 

 

 

 

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Kosten im Personalbereich optimieren – zuverlässig, differenziert, schnell

Um Kostensenkungsvorgaben zuvor zu kommen, sollten Personalabteilungen ihre eigenen Kosten von sich aus anpassen, allerdings weder nach der Kahlschlag- noch nach der Rasenmäher-Methode. Ziel ist es vielmehr die Sach- und Gemeinkosten des Personalbereichs zu optimieren, also sinnvoll zu reduzieren mit einem klaren Verständnis von relevanten Ausgabenbereichen, Wirkungszusammenhängen und Prioritäten, und ohne ungewollt langfristige Folgeschäden zu verursachen.
Dazu braucht es eine Vorgehensweise, die

  • schnelle Ergebnisse erzielt,
  • zuverlässig arbeitet und
  • eine differenzierte, ausgewogene Betrachtung ermöglicht.

Nach diesen Grundprinzipien gelingt eine nachhaltige Kostenoptimierung im HR in vier Schritten:

  1. Robuste Erhebung aller (relevanter) Kosten
  2. Strukturierung und Klassifizierung der Kosten nach differenzierenden Kriterien + Kennzahlenbildung für externe Vergleiche
  3. Wirksamkeitsanalyse der Kostenverursacher / Opportunitätskostenbetrachtung / Folgenabschätzung
  4. Konsequente Umsetzung der Optimierungsmaßnahmen

Weitere Details lesen Sie in diesem Beitrag.


Die heftigste Rezession seit Gründung der Bundesrepublik erscheint zunehmend unausweichlich

Der Shutdown der bundesdeutschen Wirtschaft dauert nun seit mehreren Wochen an. Die Forderungen nach Lockerungen und einem schrittweisen Wiederanfahren der Wirtschaft werden lauter. Die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft werden täglich deutlicher. Die heftigste Rezession seit Gründung der Bundesrepublik scheint zunehmend unausweichlich.

HR wird als Gestalter der unvermeidlichen Restrukturierungen gefordert sein

Aktuell begegnen wir diesen Herausforderungen mit Kurzarbeit, Abbau von Überstunden und Urlaub, Hilfsprogrammen der Regierung, usw. Gleichzeitig wissen wir, dass die Wirksamkeit derartiger Maßnahmen endlich ist. Sind sie ausgeschöpft folgt der Personalabbau. Wenn es soweit ist, wird Human Resources gefordert sein, diesen Prozess im gesamten Unternehmen professionell zu steuern.
Dabei wird es auch maßgeblich auf die Glaubwürdigkeit der Personalabteilung ankommen. Diese Glaubwürdigkeit gilt es schon jetzt zu stützen, und zwar im Personalbereich selbst. Ansatzpunkt sollten dabei im ersten Schritt nicht die Personalkosten, sondern die Sachkosten sein.

Human Resources sollte aktiv die Gemeinkosten im eigenen Bereich den aktuellen Rahmenbedingungen anpassen!

Um das „Heft des Handelns“ in der Hand zu behalten, kann man den Personalverantwortlichen nur empfehlen, aktiv zu agieren und nicht auf kollektive Kostensenkungsvorgaben der Unternehmensleitung zu warten.
Derartige Vorgaben – zumeist unter Zeitdruck – umsetzen zu müssen, führt allzu leicht zu zwei Herangehensweisen, die in ihren Auswirkungen gleichermaßen verheerend sind:

  •  Der Kahlschlag

Beim Kahlschlag werden sämtliche Maßnahmen, die zur Aufrechterhaltung der administrativen Personalarbeit (z.B. Gehaltsabrechnung, Stammdatenpflege) nicht unmittelbar erforderlich sind, bis auf weiteres eingestellt.

Kahlschlag 2

  •  Die Rasenmäher-Methode

Bei der Rasenmäher-Methode werden Maßnahmen wie Talent Management, Employer Branding, Leadership Development um einen einheitlichen Prozentsatz zurückgefahren. Dabei erscheint der Rasenmäher nur auf den ersten Blick als das kleinere Übel.

Ein Nachwuchsförderprogramm lässt sich aus Kostengründen schnell beenden und bei Bedarf auch wieder einführen. Damit es seine volle Wirkung auf die Arbeitgeberattraktivität und die Mitarbeiterzufriedenheit entfaltet, braucht es aber Zeit und Nachhaltigkeit

Als Ausstatter exzellenter Personalarbeit entwickelt KHRC für seine Klienten regelmäßig sogenannte Wirkungsmodelle. Dabei handelt es sich um Modelle, mit denen komplexe Zusammenhänge auf ihre maßgeblichen Treiber und Abhängigkeiten reduziert werden, ohne so sehr zu vereinfachen, dass wesentliche Beziehungen verloren gingen.

Ziel ist es, die Steuerungsfähigkeit komplexer Systeme -bspw. die Arbeitgebermarkenführung- zu verbessern. Diese Wirkungsmodelle zeigen eindeutig die „Trägheit“ von Instrumenten wie systematischem Onboarding, strategischer Nachwuchsförderung oder Reputationsmanagement.
Zeit die strategische Ressource
Das heißt, diese Instrumente entfalten ihre Wirkung erst mit mehr oder weniger großer Zeitverzögerung. Ihre Nachhaltigkeit hängt ganz entscheidend von Kontinuität ab. Darüber hinaus sind nicht alle dieser Instrumente gleichermaßen wirksam. Eine differenzierte Betrachtungsweise lohnt sich also.

In vier Schritten zur wirksamen Kostenoptimierung – Kosten überlegt und gezielt reduzieren

1.) Ausgangslage jeder verantwortungsvollen Initiative zur Anpassung der Kosten im Personalbereich ist eine robuste Erhebung der Personalgemeinkosten. Robust bedeutet in diesem Zusammenhang eine vollständige Erhebung, soweit in kurzer Zeit und mit vertretbarem Aufwand realisierbar. Sollten die beiden letztgenannten Bedingungen nicht erfüllbar sein, ist Fokussierung erforderlich, und zwar auf die maßgeblichen Kostenpositionen.

Was bedeutet in diesem Kontext „maßgeblich“? Es geht zum einen um die Erhebung der großen Kostenpositionen, zum anderen um diejenigen mit einem besonders starken Wirkungshebel. Letztere werden von herkömmlichen Kostenanalyseverfahren häufig nicht erfasst bzw. vernachlässigt.

2.) Im zweiten Schritt gilt es, die Kostenpositionen so zu strukturieren, dass die Kostenstruktur unmittelbar hinsichtlich Verwendungen, Anpassungsfähigkeit, Relationen usw. erkennbar wird.

Darüber hinaus werden die Kosten nach Kriterien klassifiziert, die sich im Turnaround-Management bewährt haben. So lassen sich Fristigkeiten einschätzen, Häufungen identifizieren sowie Abhängigkeiten und Risiken beurteilen. Gleichzeitig werden so Folgenabschätzungen vorbereitet.

Die Analyse kann durch die Bildung von Kennzahlen -wie Cost per Hire, Beschäftigungsstruktur im HR, Kosten pro Gehaltsabrechnung- ergänzt werden, um normierte Vergleiche zu Erfahrungswerten und Benchmarks ziehen zu können. Parallel dazu startet mit der Wirkungsanalyse die Effektivitätsbeurteilung von Personalinstrumenten und -maßnahmen.

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3.) Die Wirksamkeitsanalyse wird im dritten Schritt fortgesetzt. Mit ihrer Hilfe sollen kurzfristige unverhältnismäßige Schäden bei Maßnahmen, die ihre volle Wirkung nur durch längerfristige Kontinuität entfalten, soweit wie möglich minimiert werden.

Für eine zuverlässige Gestaltung der Zielkostenstruktur werden hier zusätzlich die Möglichkeiten zur Beendigung bestehender Vertragsverpflichtungen in die Betrachtung einbezogen. Ziel ist eine möglichst umfassende Beurteilung der Folgewirkungen, Reputationsrisiken sowie die explizite Berücksichtigung von Opportunitätskosten.

Um das Momentum der Kostenoptimierungsinitiative aufrecht zu erhalten, gehen in der Analyse- und Gestaltungsphase identifizierte Quick Wins sofort in die Umsetzung.

4.) Wirkungsanalyse und Folgenabschätzung schaffen dabei zusätzliche Sicherheit, fundierte Entscheidungen zu treffen und keine unerwünschten Nebenwirkungen zu verursachen. Je nach Größe des betrachteten Personalbereichs liegt ein umsetzungsreifer Maßnahmenplan zur Optimierung der Kostenstruktur nach ein bis zwei Wochen vor. Die vollständige Umsetzung schließt sich damit unmittelbar an die Realisierung der Quick Wins an und nutzt das bereits erzeugte Momentum.

Orientierung an drei Grundsätzen sichert überlegene Kostenoptimierung

Der HR-Cost-Optimizer orientiert sich an drei Grundsätzen:
1. Schnelligkeit
2. Zuverlässigkeit
3. Differenzierung

Geschwindigkeit im Zweifel wichtiger als vollumfängliche Datenerhebung – Fokus auf die wesentlichen Stellhebel sicherstellen

Fundierte Maßnahmen zur Optimierung der Personalgemeinkosten sollen schnell vorliegen. Deshalb setzt der HR-Cost Optimizer auf eine robuste Datenbasis.

Ziel ist es, die Personalgemeinkosten im ersten Schritt möglichst vollständig zu erfassen. Sollte dies nicht zu 100% möglich sein, kommt es auf eine konsequente Anwendung der 80/20-Regel an.

Es gilt primär, die 20% der Kosten zu identifizieren, die 80% der Ergebnisse in der Personalarbeit bewirken. Der Cost-Optimizer nutzt dazu bewährte Methoden aus dem Turnaround-Management, wo Zeit die entscheidende Ressource ist, und schnelle und robuste Ergebnisse das Überleben des gesamten Unternehmens sichern. Deshalb sieht die Methodik auch vor, Quick Wins möglichst sofort umzusetzen, während die finale Ausgestaltung der Kostenoptimierung noch läuft. In Abhängigkeit von der Größe des Personalbereichs liegen zuverlässige Ergebnisse so innerhalb von ein bis zwei Wochen vor.

Fokus auf das Wesentliche (Quellenangabe)

Kosten der Personalarbeit als Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens betrachten

Die Kosten der Personalarbeit als Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu betrachten, hilft bei einer differenzierten Kostenanalyse. Ziel ist es, klar zu unterscheiden zwischen

  • Kosten, die vollständig eliminiert werden können
  • Kosten, die aufgrund ihrer fundamentalen Wirkung -soweit möglich unverändert- beibehalten werden sollen
  • Kosten, die reduziert werden können, aber nicht komplett


Die Strukturierung der Personalgemeinkosten und ihre Klassifizierung nach unterschiedlichen Kriterien wie Fristigkeiten, Kündigungs- und Rücktrittsoptionen, Vertragspartner etc. ermöglichen eine zuverlässige Beurteilung der Kostenstruktur. Im Ergebnis werden die Maßnahmen zur Kostenoptimierung damit zuverlässiger, eine einseitige Schwerpunktbildung wird vermieden, der Fokus auf die wirklich wichtigen Größen sichergestellt. Ergänzend sorgt die Bildung aussagefähiger Kennzahlen für zusätzliche Sicherheit bei der Maßnahmenentwicklung.

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Ausgewogene Entscheidungen zur Kostenoptimierung müssen die Effektivität von Maßnahmen berücksichtigen und ungewollte Neben- und Folgewirkungen vermeiden

Um zu einer ausgewogen optimierten Kostenstruktur zu gelangen, ist bereits bei der Analyse der bestehenden Kostenstruktur die Wirksamkeit der finanzierten Maßnahmen zu berücksichtigen. Deshalb ist die Wirkungsanalyse sowohl Teil der Kostenanalyse als auch der Gestaltung der Zielkostenstruktur. Ziel ist es u.a. Maßnahmen, die mit geringem Budget signifikante Ergebnisse erzielen, durch Kürzungen nicht übermäßig zu strapazieren, andererseits Maßnahmen mit geringem Impact aber konsequent einzustellen. Ergänzt wird die Kostenanalyse durch eine kritische Würdigung der Kündigungsmöglichkeiten und -folgen. Dabei erfolgt eine gewissenhafte Folgenabschätzung, um mit Instrumenten des Reputationsmanagements ungewollte Nebeneffekte auf das Image des Gesamtunternehmens zu vermeiden.

Autor:
Dario Schuler ist Partner von KHRC. Sie erreichen ihn unter dario.schuler@khrc.de
Dario Schuler

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